„Gewächshäuser für Kreativität“
Interview mit Prof. Jan Teunen zur Zukunft der Büroarbeit
Jan Teunen (*1950) ist Geschäftsführer von Teunen Konzepte und begleitet Unternehmen bei der Entfaltung nachhaltiger Unternehmenskulturen. Zu seinen Kunden zählen u. a. Unternehmen wie x+bricks, dm-Drogeriemarkt, Lufthansa, Rhönsprudel sowie Villeroy & Boch. Er ist Kuratoriumsmitglied der Stiftung Beethoven-Haus in Bonn und der Burg Giebichenstein/Kunsthochschule Halle und hat dort eine Professur für Designmarketing inne. Neben zahlreichen weiteren Ämtern ist er Fellow und Mentor der Akademie für Potenzialentfaltung und Creative Member des Club of Budapest.
Lieber Herr Prof. Teunen, Sie beschäftigen sich seit über 30 Jahren mit Unternehmenskulturen und den darauf basierenden Organisationsformen von Arbeit, die durch die digitale Transformation erhebliche Veränderungen erfahren. Wie stellen Sie sich vor diesem Hintergrund die Zukunft der Büroarbeit vor?
Dem großen Geschenk der Digitalisierung verdanken wir, dass im Büro Routinearbeiten zunehmend von intelligenten Maschinen erledigt werden. Was für Menschen an Arbeit bleibt, ist die gewollte Co-Kreation. Letztere funktioniert in Arbeitsräumen, die von der wirtschaftlichen Rationalität dominiert werden, nicht. Dort werden Menschen neurotisch, weil die kulturelle Umgebung nicht antwortet. Co-kreative Arbeit gelingt am besten, wenn bloße Arbeitsräume in Lebensräume für Potenzialentfaltung verwandelt werden, wenn sie zu Gewächshäusern für Kreativität werden. Sie müssen mit Schönheit geflutet werden, dann sind Funktionalität und Poesie auf stimmige Weise verbunden und es werden Menschen gut gestimmt. Ein stimmiges Umfeld ist Motivationstreiber Nummer 1 und Unternehmen und Organisationen brauchen motivierte Menschen, um ihrer wesentlichen Aufgabe gerecht zu werden: dem Gestalten von Gesellschaft.
Zellenbüros und althergebrachte Großraumbüros sind passé, doch welches Raumkonzept wird sich langfristig durchsetzen?
Büros müssen präzise auf die Prozesse und auf die Wünsche und Bedürfnisse der jeweiligen Organisation sowie der Kultur und der Identität derselben zugeschnitten werden. Weil das so ist, lässt sich Ihre Frage nicht pauschal beantworten. Was sich jedoch deutlich abzeichnet, ist, dass das sogenannte Multispace-Büro für die Büroarbeit in den meisten Fällen die beste Lösung ist. Sie sind offen und flexibel für Menschen und deren Kommunikation nutzbar, bieten aber auch Räume für konzentrierte Arbeit, Dekompression und für die stille, nachdenkliche Reflexion.
Wie beurteilen Sie die Effizienz mobilen Arbeitens, also den Mix aus Präsenzbüro, Homeoffice und überall?
Alle Menschen möchten glücklich sein, wenigstens gelegentlich. Zwei Hauptkomponenten des Glücks sind die Geborgenheit und die Freiheit. Genau das bietet Remote-Arbeit und deswegen ist sie effektiv und zukunftsträchtig. Dabei zu beachten ist jedoch, dass Nähe und Begegnung für co-kreatives Arbeiten unabdingbare Voraussetzungen sind und deswegen soll das Arbeiten im Homeoffice nicht zum Regelfall werden.
Was müssen Büromöbel leisten, um flexible Arbeitsformen, Kommunikation und Kollaboration zu unterstützen?
In unserem Buch Officina Humana schreiben wir, dass ein Unternehmen durch seine Möbel sagt, was es von sich hält, welchen Wert es sich zuordnet und welches Selbstvertrauen es hat. Natürlich müssen die Möbel funktional sein. Auf einem Stuhl zum Beispiel müssen wir gut sitzen können. Wenn das der Fall ist, ist der Stuhl jedoch noch lange nicht gut, denn wir Menschen haben nicht nur Sitzfleisch, sondern auch einen Sitzgeist. Dieser verlangt richtige Materialien, stimmige Proportionen, Farben, Texturen, etc. Die Möbel müssen dort, wo dies gebraucht wird, flexibel einsetzbar sein und im Zusammenspiel untereinander sollten sie dazu beitragen, dass der Mensch im Ambiente seine Sinne und seine intellektuellen Kräfte entfalten kann. Das heißt, Möbel müssen alle 4 Dimensionen des Menschen adressieren: Körper, Ich, Geist und Seele.
Worauf sollten Einkäufer von Büromöbeln achten?
Auf die Schönheit! Auf die Schönheit der Ideen, die Schönheit der Materialbeschaffung, auf die Schönheit der Produktion, die der Logistik und die des Handels und auf die Schönheit des Gebrauchs und auf die Schönheit bei der Rückführung der Materialien in den Kreislauf. Einkäufer müssen auf Qualität achten und auf die Wirkung dieser Qualität. Dazu brauchen sie ein Menschenbild, ein profundes Wissen und ein dito Bewusstsein. Sie müssen in sich eine Hierarchie der Entscheidungskriterien entwickeln und Qualität bedeutsam finden. Wenn das Augenmerk zu sehr auf die Preisverhandlung gerichtet ist, geschieht dies meistens aus dem falsch verstandenen Ökonomischen heraus. So besteht die Gefahr, dass mittelmäßige Produkte in die Arbeitswelt gelangen, und die Mittelmäßigkeit produziert horrende Reibungsverluste.
Herr Prof. Teunen, vielen Dank fürs Gespräch
Vorteile moderner Arbeitsmodelle
Effizienz
Individuelle Bedürfnisse
Flexibilität
Büroplanung bei Inwerk
Ob Hybrides Arbeiten, New Work oder Open Space – moderne Arbeitsmodelle brauchen Raumkonzepte, die den neuen Anforderungen gerecht werden. Zugleich für künftige Veränderungen flexibel ausgelegt sind und damit eine langfristig lohnende Investition darstellen. Wir betreuen Sie bei der Entwicklung des bedarfsgerechten Raum-Konzepts für Ihr Team.